Es regnet, und ich habe einen Hund. Diesen führe ich bei normalem Wetter 3 mal am Tag spazieren, oder er mich. Nun gibt es Hunde, die rümpfen bereits beim ersten Regentropfen die Nase und sind keinen Schritt nach draußen zu bewegen. So einen Hund habe ich leider nicht. Mein Hund liebt Regenspaziergänge. Ich aber nicht. Aber nach mir geht es ja nicht. Wenn er raus will, will er raus. Und nachdem er ja Hund ist und keine Katze, die einfach geht, wenn sie will, ohne zu fragen, ob jemand mitgeht oder nicht, muß ich wohl oder übel mit. Unsere Terrassentür zum Garten steht übrigens immer einen Hundespalt auf, sodass er bei Regen in den Garten gehen könnte. Aber nein, das will er nicht. Er möchte spazieren gehen, mit mir, raus ins Gelände. Und das nicht nur 1 mal, nein, er besteht auf seinen 3 Tages-Spaziergängen. Regen, was ist schon Regen? Er wird ja hinterher von mir wieder abgetrocknet. Und auf den Spaziergängen schüttelt er sich ein paarmal und alles ist wieder gut. Geschüttelt wird übrigens meistens in meiner Nähe, damit ich auch etwas davon habe. Er geht genauso fröhlich raus wie an Sonnentagen. Er rennt los und ist kaum zu bremsen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er bei Regen besonders gerne und intensiv Zeitung liest. Oder will er mich nur ärgern? Denn ich stehe im Regen und muß warten, bis er die Seite zu Ende gelesen hat und das kann manchmal dauern. Dann geht es endlich ein paar Schritte weiter und die nächste Seite folgt. Ich weiß gar nicht, was es bei Regen alles zu lesen gibt, die Spuren der anderen Hunde müßten doch schon alle weggeschwommen sein. Außerdem - so viele Hunde sind doch bei diesem Wetter gar nicht draußen. Manchmal hat er auch das Bedürfnis, noch Gras zu fressen. Das braucht auch wieder seine Zeit, während wir nicht von der Stelle kommen. Aber was macht das schon. Hauptsache er hat seinen Spaß, und naß sind wir ja auch schon sowieso. Da macht es dann auch nichts mehr aus, wenn wir noch eine kleine Runde extra drehen. Und ich muß mich wohl mehr in Geduld üben. Wenn wir dann aber doch schließlich wieder zu Hause eingetrudelt sind, wird er erstmal gründlich abgerubbelt. Auf der Terrasse, denn da könnte er gleich trocken und sauber wieder reingehen. So stelle ich es mir vor. Pustekuchen, macht er nicht. Denn jetzt rennt er erstmal ein paar Extrarunden ums Haus rum und durch den nassen Garten. Bei seinem Tempo muß er natürlich auch mal bremsen, um um die Kurven zu kommen oder nicht gegen die Mauern zu rennen. Das gibt sehr schöne Bremsspuren. Naß ist er auch wieder, wenn auch nicht so schlimm, und seine Pfötchen sind auch wieder schön dreckig. Und so rennt er jetzt mit Volldampf über die Terrasse ins Wohnzimmer. Das ist mein Hund! Ist er nicht süß?
Nachwort
Man glaubt es kaum, aber nach dem 3. Regentag finde sogar ich Gefallen an Regenspaziergängen. Die Hauptsache ist, man hat wasserfeste Kleidung an und fühlt sich wohl. Fazit: Wenn Hund und
Frauchen sich wohl fühlen, lassen sie sich doch durch ein paar oder auch mehrere Regenschauer den Spaziergang nicht madig machen. Natürlich ist mit Sonne alles schöner, ganz besonders
Hundespaziergänge. Aber wenn die Sonne nun mal nicht scheint und es regnet – am Wetter kann der Mensch nicht auch noch was drehen. Das hat er sowieso schon genug getan. Jetzt müßen wir es nehmen,
wie es kommt. Und im Moment sind wir mit dem Regen leider noch nicht durch. Dieses Wetter soll, laut Wettervorhersage, noch 3 Tage andauern. Macht aber ja nichts mehr. Durch meinen Hund weiß ich
jetzt, dass auch Regenspaziergänge schön sein können. Und danach freuen wir uns beide wieder auf Sonne, schließlich sind wir in Spanien.
Monika Wolff, Els Poblets, 09. Januar 2021