Bisher habe ich nur über diverse Urlaube geschrieben, jetzt schreibe ich mal über unser Zuhause, in dem man sich auch wie im Urlaub fühlen kann. Vorne das Meer, hinten die Berge, auf dem Grundstück ein großer Pool, mehrere Palmen sowie viel Grün und Blühpflanzen. Die unmittelbare Umgebung zwischen Bergen und Meer ist ebenso ansprechend. Außerdem jede Menge große Supermärkte, Restaurants, Bars, Einkaufszentren, Boutiquen aller Art und jede Menge andere Geschäfte die man braucht oder auch nicht, und das alles ebenfalls in nächster Nähe. Teils sogar zu Fuß oder leicht mit dem Fahrrad zu erreichen. Das ist unser Els Poblets, Vergel, Ondara, Denia und Oliva. Und wenn man mal die Großstadt sucht, ist man in ca. einer Stunde in Valencia oder Alicante. Zwei wunderschöne Städte mit viel Kunst und Kultur. Ebenso schöne, lange Stadtstrände und Promenaden. Natürlich auch hier wieder viele hochwertige Shops, gute Restaurants und Bars. Außerdem hat jede Stadt ihre teils urige, mit engen Gassen, „Casco Antiguo“/Altstadt, sowie die unbedingt sehenswerten Markthallen mit ihren unzähligen Spezialitäten und anderen Lebensmitteln aus aller Welt. Wozu brauchen wir da noch New York, Paris oder Tokyo. Wir haben alles in greifbarer Nähe.
Unser neues Zuhause.
Ursprünglich kommen Harald und ich aus Norddeutschland. Nach unserer Heirat 1973 wohnten, arbeiteten und lebten wir fast 30 Jahre in München. Wir fühlten uns dort sehr wohl, obwohl wir für die dortigen „Ureinwohner“ nur Zuagroaste waren, denn wir kamen ja von nördlich des Weißwurschtäquators, der Donau, wie die Bayern zu sagen pflegen. Und das ist egal, wie lange man in Bayern lebt, man ist und bleibt sein Leben lang ein Zuagroaster. Aber da München eine multikulti Stadt ist und die meisten Einwohner nicht nur aus ganz Deutschland kommen, sondern auch aus vielen fremden Ländern der ganzen Welt, lebten wir dort sehr gerne. 1986 bekamen wir Zuwachs. Er war knapp ein Jahr, strampelte mit vier Pfoten und war am ganzen Körper total behaart. Er kam aus dem Münchner Tierheim, und wir nannten ihn Willi.
Nach ca. 30 Jahren wollten wir Veränderung. Allerdings hatten wir dabei nicht gerade an Spanien gedacht, woran überhaupt, weiß ich heute nicht mehr. Trotzdem sind wir hier gelandet. Das hat sich eben so ergeben, denn den ersten Kontakt mit Spanien hatten wir 1996, durch einen Kollegen von Harald. Dieser wollte sich die Immobiliengeschäfte an der Costa Blanca auf einem Kurztrip anschauen, wie es dort so läuft. Gesagt, getan, die beiden flogen zusammen nach Spanien. Nach ausführlichen Gesprächen mit verschiedenen Unternehmen in verschiedenen Regionen entlang der ganzen Costa Blanca entschied Harald sich für eine deutsch-spanische Immobilienfirma mit Sitz in Denia. Harald arbeitete selbstständig, zunächst von seinem Büro in München. Er flog selbstverständlich öfters zwischen München und Valencia oder Alicante hin und her. Zweimal fuhren wir mit dem Auto und verbanden das Nützliche mit dem Angenehmen und guckten uns die ganze Gegend etwas genauer an. Ende November 1999 war es dann soweit. Ich entschied mich, vom 01. Dezember bis Ostern, eine Saison in Denia zu überwintern, zusammen mit Willi. Harald kam alle zwei Wochen und über Weihnachten natürlich. Ich nutzte die Zeit um spanisch zu lernen und Land und Leute kennenzulernen. Es war eine schöne Zeit. Ostern rückte immer näher und mir gefiel es immer besser hier. Harald übrigens auch. Kurze Rede langer Sinn: wir suchten uns ein Haus zur Miete, mit Pool natürlich. Harald sich ein Büro und arbeitete von hier aus. Alles lief gut. Dann kam der Sommer. Es wurde voll. Die europäischen Touristen überfielen regelrecht die Küstengebiete. Das hat man nun davon, wenn man sich zum Dauerwohnen ein Urlaubsgebiet aussucht. Als Fußgänger kam man teils schneller vorwärts als mit dem Auto. Tagsüber waren die Strände voll und abends die Bars und Restaurants. Jeder kleinste Ort feierte seine eigenen Fiestas mit viel Lärm, Rauch und Tamtam.
Und das fast jeden Abend den ganzen Sommer durch. Viele ausländische Residenten verzogen sich, aber auch wegen der Hitze, in ihr Heimatland zurück. Die ersten Jahre machten wir diesen Spaß, die Fiestas also, noch mit, bis wir merkten, es ist jedes Jahr dasselbe Spektakel. Danach blieben wir im Sommer meistens zu Hause. Sonne und Pool hatten wir ja, und so war es auch hier schön. Abends gingen wir ab und zu in ein nahe gelegenes Terrassenrestaurant, das „Arizona“, welches direkt am Strand lag und wir zu Fuß hinlaufen konnten. Die Wirtsleute kannten uns schon, und wir bekamen immer einen guten Platz, sogar mit Willi, der der Star der Gäste und der Bedienungen war, was alles andere als selbstverständlich war in spanischen Restaurants. Am Wochenende gab es natürlich Livemusik mit Tanz.
Das waren unsere ersten Jahre in Spanien an der Costa Blanca. An das anfänglich etwas Befremdliche hatten wir uns mittlerweile gewöhnt. Aber es war alles noch so neu und auch noch anders. Es gab schon einige Umstellungen für uns, wie z.B. lange Mittagspausen, Lärm, Unpünktlichkeit, langes Ratschen mit der Kassiererin an der Supermarktkasse, während ich meistens ungeduldig dahinter stand. Wir mußten uns also mehr in Geduld üben und die deutschen Gewohnheiten etwas zurück stellen. Und einiges mehr, wenn die Sonne den Leuten zu sehr auf den Kopf schien. Manche Leute hier ticken/ten wirklich etwas anders. Sogar der Verkehr läuft hier nicht immer geradeaus. Manchmal wird sogar noch in dritter Reihe geparkt oder mitten im Kreisverkehr. Das Essen in den Restaurants war teils interessant, teils wie wir es aus dem früheren Jugoslawien kannten, immer dasselbe. Einige Kellner verhielten sich auch ziemlich „sozialistisch“. Nicht sehr freundlich, langsam und „blind“. Außerdem hatten die Restaurants im Winter keine Heizung, sodass die Gäste ihre Jacken und Schals anbehielten. Ich habe im Winter noch nie so gefroren wie hier im sonnigen und südlichen Spanien. Und das sage nicht nur ich. Es gab sicherlich noch das eine oder andere, was uns aus Anfang der 2000er in Erinnerung geblieben ist. Da aber das Positive überwog, haben wir es hier bis heute ausgehalten, indem wir öfters mal ein oder auch beide Augen zugedrückt haben. Wir denken jedenfalls nicht mehr daran, jemals nach Deutschland zurückzugehen. Wir wohnen inzwischen in unserem eigenen Haus mit Pool und Garten und mit Hund und Katzen und fühlen uns hier alle sauwohl. Wir leben hier, wo andere Urlaub machen und jedes Jahr Millionen Touristen aus ganz Europa extra anreisen. Ist nur schade, dass die meisten sich nur mit Strand und Meer zufrieden geben und evtl. noch die Städte besuchen. Aber sie wissen nicht, wie schön es im Hinterland in den Bergen der Costa Blanca ist. Ich bin hier zur begeisterten Wanderin geworden und weiß, wovon ich spreche. Die letzten 22 Jahre haben wir es hier richtig schätzen gelernt, und es hat sich bis heute sehr viel verändert und zum Guten gewendet. Die Spanier haben sogar kochen gelernt. Im Umkreis von ca. 20 km gibt es mehrere Sternerestaurants. Aber auch die normalen Restaurants sind sehr viel besser geworden als in den ersten Jahren, sowie das Ambiente und Personal, und frieren muß man im Winter auch nicht mehr. Ein Restaurant, die „Tasca Eulalia“, besuchen wir schon seit unseren ersten Tagen in Spanien. Wir gehen auch heute noch immer wieder gerne hin und werden dort schon lange als Stammgäste von den beiden Chefs begrüßt, auch wenn die uns mal monatelang nicht sehen.
Der Verkehr allerdings ist teilweise immer noch chaotisch. Aber wo ist er das nicht. Und gegen Kairo und Mexico City ist er schon wieder aufgeräumt. So gibt es doch einiges, was sich sehr verbessert hat und einiges immer noch nicht. Nur das Wetter hat sich eher zum Schlechteren gewendet, als dass es so beständig wie früher geblieben ist. Durch den Klimawandel/Klimaerwärmung gibt es mehr Regen und mehr Stürme, an die ich (und nicht nur ich) mich von früher so nicht erinnern kann. Früher konnte man die Gartenparties und die Fiestas den ganzen Sommer von Anfang an durchplanen, heute muß man sich den Wetterbericht von morgen angucken. Über das Wetter spricht inzwischen jeder, also auch die Spanier, nicht mehr nur die Engländer. Hagel und Nebel gab es damals hier auch nicht, heute schon. Das Wetter ist inzwischen sehr viel extremer geworden und das nicht nur hier in Spanien.
Ja, so war das alles in den letzten 22 Jahren hier. Schön, interessant, aufregend und immer wieder neue Erlebnisse und Erfahrungen.
Monika Wolff, Els Poblets, Juni 2022