Kulinarische Städte in Deutschland

Wie ißt Deutschland?
Deutschland und kulinarische Spezialitäten? Gibt es dort überhaupt welche? Aber natürlich! Ja, man glaubt es kaum, aber auch in Deutschland kann man gut essen und naschen. Dazu muß man nicht unbedingt nach Frankreich fahren. Außerdem kann man inzwischen die meisten französischen Leckereien auch überall in Deutschland bekommen. Aber ich will hier ja nicht über Baguette, Croissants, Coqu au vin, oder andere schmackhafte Sachen aus unserem Nachbarland schreiben, sondern möchte mal die deutschen Köstlichkeiten erwähnen. Auch wenn nicht alles köstlich und nicht für jedermann alles gleich köstlich ist. Aber die Geschmäcker sind ja nunmal verschieden. Welch ein Glück!

 

Wilhelmshaven

So, und jetzt starte ich meine kulinarische Reise durch Deutschland. Los geht es in Wilhelmshaven am Jadebusen, der ein Teil der Nordsee ist. Nun ja, Wilhelmshaven, wie auch einige andere Städte auf dieser Reise, sind nicht unbedingt für ihre Küche bekannt, obwohl es inzwischen immer mehr gute Restaurants auch in diesen Städten gibt. In Wilhelmshaven haben wir uns immer auf unser KRABBENBROT mit Schwarzbrot und Spiegelei gefreut. Daher standen Krabbenbrote bei unseren Wilhelmshavenbesuchen fest und öfters auf unserem Speiseplan. Krabben sind kleine Krustentiere, die auch Granat,  Krevetten oder Garnelen genannt werden und zu den norddeutschen Delikatessen gehören. Sie werden in der Nord- und Ostsee gefischt und zählen zu den norddeutschen Spezialitäten. Sie passen nicht nur auf Schwarzbrot, sondern schmecken auch sehr gut auf Brötchen. Vor dem Verzehr müssen sie erst von ihrer äußeren Schale befreit werden. Sie können übrigens nur handgepult werden, und das muß man können und ist zudem noch sehr zeitaufwendig. Meistens bleibt hinterher mehr Schale als Krabbenfleisch übrig. Das ist ein Grund, warum Krabben nicht ganz billig sind. Ein weiterer Grund für den stolzen Preis ist natürlich einerseits inzwischen die Knappheit, andererseits immer noch die hohe Nachfrage. Hmmm, lecker, lecker! Unbedingt zu empfehlen, wenn man nach Norddeutschland kommt. Außerdem gibt es da und in der Umgebung noch den GRÜNKOHL mit Pinkel, Kassler, Mettwurst und Bauchspeck. Pinkel ist eine Grützwurst, die sich beim Kochen mit dem Grünkohl im Kohl auflöst. Ein recht schmackhaftes Gericht aber auch sehr reichhaltig und fett. Nicht unbedingt ein Feinschmecker-Gericht.

 

Ostfriesland

Da Wilhelmshaven an der Grenze zu Ostfriesland liegt, machen wir jetzt einen kleinen Abstecher in das „kulinarische Ostfriesland“. Naja, das ist auch schon wieder etwas widersprüchlich, aber auch Ostfriesland macht Fortschritte. Aurich ist die Hauptstadt von Ostfriesland. Etwas weiter westlich liegen noch die Städte Emden und Leer. Leer mit seinen ca. 35.000 Einwohnern ist die kleinste Stadt, gefolgt von Aurich mit 42.000 und Emden, die größte dieser drei Städte, mit knapp 50.000 Einwohnern. So, und was für Köstlichkeiten hat Ostfriesland zu bieten? Naja, viel fällt mir dazu nicht ein, außer, dass in diesem Land viel Tee getrunken wird und zwar der berühmte Ostfriesentee. Traditionell wird er mit Kluntjes (Kandiszucker) und Sahne getrunken. Man gibt zuerst einen Kluntjes in die Teetasse und gießt dann den Tee darüber, sodaß der Kluntjes knackt. Der Tee selber ist eine spezielle und kräftige Teemischung aus diversen Schwarztees. Üblicherweise werden hierbei Sorten aus Assam, der nordindischen Teeanbauregion, verwendet. Generell können es zwischen 10 und 20 Teesorten bei der Mischung sein. Der Ostfriesentee muß übrigens nicht zwangsweise in Ostfriesland gemischt werden, wird er dies jedoch, dann darf er sich als Echter Ostfriesentee bezeichnen. Soviel also zum Ostfriesentee. Wenn übrigens ein Ostfriese „BOHNSOPP“ anbietet, dann geht es nicht um Hülsenfrüchte, sondern um hochprozentig eingelegte Rosinen. Schmeckt berauschend.

Bremerhaven

Dies wird eher ein humoristischer Beitrag als ein kulinarischer, aber trotzdem bleibt er sehr schmackhaft. Außerdem etwas persönlich. Wer schon mal auf meiner Homepage war und meinen Bericht „Damals“ gelesen hat, weiß, was mich mit Bremerhaven verbindet und welch schöne Erinnerungen ich daran noch heute habe. In besonderer Erinnerung sind mir die Frühstücke und die Mittagessen, bei meinen LieblingsVerwandten, bei denen ich sehr oft meine Ferien verbrachte, geblieben. Zum Frühstück gab es immer verschiedene Brotsorten unter anderem auch: WASA KNÄCKEBROT! Das war für mich neu. Ein schwedisches, staubtrockenes Brot auf einem deutschen Frühstückstisch. Als ich es das erste Mal probierte, schmeckte es erst gewöhnungsbedürftig. Ich probierte es zuerst nur mit Butter, dann mit Marmelade, Käse und Wurst. Alles hatte mir gut gefallen, und je öfter ich es aß, schmeckte es mir immer besser. Knäckebrot gehört seit diesem Frühstückserlebnis aus den 60iger Jahren bis heute zu meinem Frühstück. Allerdings gibt es heute außer Wasa noch etliche andere Knäckebrothersteller. Und das ist seeehr gut so. Denn so bekomme ich Abwechslung in mein Frühstück. Knäckebrot esse ich nämlich immer noch sehr gerne. Es ist nicht nur ein Schlankheitsbrot sondern es schmeckt auch noch gut. Außerdem, das mit der Schlankheit, hängt ganz davon ab, wie man dieses Brot belegt. Hierbei kann man sich auch gut selber betrügen. Hauptsache man weiß es. Und jetzt vom Frühstückstisch zum Mittagstisch. Zu Mittag gab es sehr oft Pfannkuchen. Die besten übrigens, die ich je gegessen hatte. Weil sie so außerordentlich gut waren, haben Marlies, meine Cousine, und ich sie uns auch immer wieder gewünscht. Zubereitet wurden sie von Marlies Oma, die uns öfters fragte: „Was möchtet ihr heute essen?“ „Pfannkuchen“ natürlich, schoß es meistens gleichzeitig aus unseren Mündern heraus. Tja, das sind die kleinen aber feinen Erinnerungen, die aus meiner Kindheit geblieben sind.

 

Lübeck
Jetzt kommt endlich Lübeck, die Geburtsstadt von Harald, meinem Ehemann. Lübeck und sein Marzipan waren eigentlich der Auslöser dieser Kurzgeschichte des kulinarischen Deutschlands. Denn immer wieder höre ich von Harald: „Ah, wie schön wäre jetzt ein Stück Lübecker Marzipantorte“, oder: „Wie schade, dass wir kein Lübecker Marzipan haben“. Ja, solche Genussausbrüche von Harald muß ich von Zeit zu Zeit erdulden. Es gibt natürlich auch hier in Spanien Marzipan, aber das ist ja kein Lübecker. Lübecker Marzipan ist von besonderer Qualität. Also, wie ihr jetzt schon wißt, kommt aus dieser schönen Stadt nicht nur Harald her, sondern auch das weltberühmte LÜBECKER MARZIPAN. Das ist sein Traum! Das NIEDEREGGER MARZIPAN. Der Gründer dieser traumhaften Süßigkeit heißt Johann Georg Niederegger. Er gründete sein Unternehmen im Jahre 1806 in Lübeck. Es besteht bis heute, und seine Spezialitäten werden weltweit genossen. Die ursprüngliche Herkunft dieser süßen Köstlichkeit ist allerdings der Orient. Sie wurde mit den Arabern über Spanien nach ganz Europa gebracht. Der persische Arzt Rhazes, der zwischen 850 und 923 lebte, hat sogar ein Buch geschrieben, in dem er das Gemisch von Mandeln und Zucker als Heilmittel anpries. Heilmittel klingt doch gut, sehr gut sogar. So kann man diese kalorienhaltige Köstlichkeit mit reinem Gewissen verzehren. Oder? Außer dem Marzipan gibt es auch noch die LÜBECKER MARZIPANTORTE. Wow, die hat es auch in sich! Aaaber, sie schmeckt sooo gut, man könnte sich reinsetzten. Auch andere Torten kann man im Café Niederegger in der Lübecker Innenstadt bewundern und essen. Das Café, mittlerweile 211 Jahre, ist mit all seinen leckeren Eigenproduktionen ein echtes Paradies für Naschkatzen. Zu den gefragten Kuchenhighlights gehört auch seit mehr als 50 Jahren die Mohrenkopftorte. Leider mußte man den Namen dieser Torte wegen der eventuellen Rassismus-Vorwürfe umbenennen, sie heißt jetzt Othellotorte. Tja, ein Mohr ist auch nicht mehr das, was er mal war. Dies war also die Kurzgeschichte vom Marzipan, Marzipantorte, Pralinés, Schokoladen und Eis aus dem Hause Niederegger in Lübeck.

 

In Kiel, ...

... nicht weit von Lübeck, sind die Kieler Sprotten eine Spezialität. Es sind kleine geräucherte Fische. Die Sprotte gehört zur Gattung der Heringsfische. Da ich sonst, weder zu Kiel noch zu Sprotten, keinen Bezug habe, ist dies auch schon alles, was ich hierzu sagen kann. Bei weiterem Interesse, ist es jedem freigestellt sich selber mehr Informationen aus dem Internet zu holen.

 

Hamburg

Auf nach Hamburg, wo wir schon sehr oft waren. Deshalb kennen wir dort auch etliche Restaurants in denen man leckere Sachen essen kann. Für die erste und wohl auch bekannteste Spezialität braucht man allerdings nicht unbedingt in ein Restaurant zu gehen. Das FISCHBRÖTCHEN. Fischbrötchen gibt es an jedem Imbissstand. Und davon gibt es viele. Besonders an den Landungsbrücken, aber auch in der Innenstadt. Die Fischbrötchen sind mit den verschiedensten Fischen belegt, wie natürlich auch mit Nordseekrabben. Wer es aber lieber gemütlich hat und gepflegt im Sitzen essen möchte, der hat die Wahl der Qual und sucht sich eines der unendlich vielen Restaurants aus. In Hamburg gibt es rund 4000 Gastronomiebetriebe, natürlich aus aller Welt. Es fehlt wirklich nichts. Aber um Hamburger Spezialitäten zu essen, sollte man selbstverständlich auch in ein Hamburger Restaurant gehen. Da Hamburg eine Hafenstadt ist, gibt es natürlich unzählige Fischgerichte, die auf die unterschiedlichsten Arten zubereitet werden können. Da gibt es zum Beispiel der MATJES,  die FINKENWERDER SCHOLLE, oder die MAI SCHOLLE, die es, wie der Name schon sagt, nur im Mai gibt, außerdem noch den PANNFISCH sowie die HAMBURGER AALSUPPE. Und es gibt das berühmte LABSKAUS. Labskaus ist ein Allerlei aus Kartoffeln, Corned Beef, Rote Beete, Hering, Gewürzgurke und Spiegelei. Und alles sieht dann ziemlich rot und durcheinander aus, und deshalb ist es nicht meins. Aber dafür gibt es genug andere Esser, die auch diese Spezialität lieben. Als Nachtisch gibt es dann die nächste Spezialität: ROTE GRÜTZE! Hm, lecker! Das sind eingelegte rote Früchte und Beeren. Nordwestlich von Hamburg liegt das berühmte ALTE LAND, (gehört teilweise zu Hamburg und Niedersachsen) welches berühmt ist für seine riesigen OBSTPLANTAGEN. Soviel zu Hamburg, wo wir immer wieder gerne hinreisen und das nicht nur wegen der guten Restaurants.

 

Berlin

Jetzt mache ich einen kurzen Abstecher in Richtung Osten, nach Berlin. Zu dieser Stadt, bzw. zu der Umgebung, hat Harald mehr Beziehung als ich, weil seine Großeltern dort früher lebten und er sie in seinen Schulferien oft besucht hat. Berlin ist bekannt für seine BERLINER LEBER, BULETTEN und die BERLINER WEIßE mit Schuss. Die Buletten heißen in anderen Bundesländern Frikadellen oder Fleischpflanzerl. Die Berliner sind übrigens sehr reiselustig. Egal wohin man kommt, die Berliner sind schon da. Und somit haben sie ihre Kostbarkeiten bereits weit über ihre Grenzen bekannt gemacht.

 

Nürnberg...

... die Stadt in Franken, und Franken wiederum gehört zu Bayern, Nordbayern. Es ist eine sehr schöne, mittelalterliche Stadt und hat ca. 500.000 Einwohner. Kulinarische Spezialitäten hat Nürnberg natürlich auch zu bieten. Die wohl bekanntesten sind die NÜRNBERGER ROSTBRATWÜRSTE mit Sauerkraut. Das sind kleine Schweine-Bratwürste, die meistens gegrillt und 6 stückweise, weil sie wirklich klein sind, mit Kraut serviert werden. Das FRÄNKISCHE SCHÄUFELE ist eine weitere fränkische Spezialität und wird ebenso wie die Schweins-Bratwürstl mit Sauerkraut serviert sowie mit Kloß. Das Schäufele ist eine flache Schweineschulter, und wird in Franken gerne als traditionelles Sonntags- oder Festessen gereicht. Sie wird mit Knochen und Schwarte gebraten, ist roh, also nicht geräuchert. Ein ganz besonderes Highlight an Spezialitäten in Nürnberg ist noch der NÜRNBERGER LEBKUCHEN. Original Nürnberger Lebkuchen von Lebkuchen Schmidt. Die Firma Schmidt wurde in 1927 gegründet und versendet, speziell zu Weihnachten, ihre Lebkuchen weltweit. Die Schmidt-Lebkuchen werden in allen Formen und Geschmacksvarianten angeboten. Es gibt z.B. Oblaten-Lebkuchen sowie die besonders feinen Elisen-Lebkuchen. Der Lebkuchen wurde übrigens mal wieder im Mittelalter (wie auch schon das Marzipan) in Nürnberg erfunden. Zu dem Nürnberger Lebkuchen gehört natürlich der Nürnberger Christkindlesmarkt, der einer der ältesten und berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt sind, es gibt ihn seit Ende des 17. Jahrhunderts.
So, das wäre also die kulinarische Stadt Nürnberg.

 

München

Und jetzt endlich auf nach Minga, oder in hochdeutsch: München. In dieser wunderschönen Stadt haben wir fast 30 Jahre gelebt und kennen uns daher auch „gut“ in der Gastronomie aus. München hat auch fast 4000 Restaurants so wie Hamburg. Zu den besonderen Spezialitäten gehören: BAIRISCHER WURSTSALAT,  MÜNCHNER WEIßWURST,  LEBERKÄS,  SCHWEINSBRATEN,  SCHWEINSHAXE, natürlich alles mit Brezn und Bier. In den vielen Bairischen Gasthäusern, wie z.B. den weltberühmten Löwenbräukeller, das Platzl und das Hofbräuhaus kann man all diese typischen Gerichte bestellen. Sowie Nürnberg zu Weihnachten seinen weltberühmten Christkindlesmarkt hat, so hat München sein ebenfalls weltberühmtes Oktoberfest Ende September/Anfang Oktober. Hier gibt es alles zu essen, was das Herz begehrt. Und nicht nur zu essen. Gut, ich bin hier zwar auf meiner kulinarischen Deutschland-Reise, aber die anderen Annehmlichkeiten auf dem Oktoberfest möchte ich bei dieser Gelegenheit auch nicht auslassen. Man denke z.B. an all die verschiedenen, typischen, bairischen Dirndlkleider, in jeder Preisklasse. Und erst daran, wer und was in den Kleidern alles drin steckt. Die Bayern sagen zu dem, was oben in der Bluse steckt (bzw. was oben rausguckt), viel oder wenig „Holz vor der Hüttn“. Das ist aber wohl eher interessant für die Männerwelt. Die Kleider können aber wirklich seeehr schön sein. Die bairischen Männer, die was auf sich halten, treten hier in kurzen Lederhosen und in Haferlschuhen auf. Das sind aber schon oft ältere und dickere Männer, die für die Damenwelt, selbst in Lederhosen, nicht mehr das hermachen, was die Frauen in ihren Dirndls. Das war jetzt ein kleiner Ausrutscher in die bairische Modewelt zum Oktoberfest. Und weil es so schön war und ich sowieso schon vom Thema abgeweicht bin, noch ein kleiner Abstecher in die Bäckerei, Konditorei und Café: Rischart am Marienplatz. Unser Lieblingscafé! Die Back- und Konditorwaren sind unschlagbar. Wir gehen immer wieder gerne dahin. Damit wäre nicht nur dieses Thema sondern auch der kulinarische Teil für München abgeschlossen.

 

Zu einem guten Essen gehören aber auch gute und die passenden Getränke. Wobei Wein, Bier und sogar ein gutes Wasser immer und zu allen Gerichten passen. In fast ganz Bayern ist der Hopfenanbau bekannt, woraus das weltbekannte bairische Bier gebraut wird, übrigens nach dem bairischen Reinheitsgebot. In Franken, also in Nordbayern wird aber auch Wein angebaut. Hier kommt also auch der sehr bekannte Frankenwein her. Aber auch viele Gebiete im Westen Deutschlands sind bekannt für ihre sehr guten Weine, die teilweise auch in die ganze Welt exportiert werden, wie z.B. das Rheinland, Baden-Württemberg und die Pfalz. Also, man kann in Deutschland nicht nur gut essen sondern es gibt auch immer ein gutes Tröpfchen dazu, ob in edlen Weingläsern oder in Maßkrügen für Bier.

 

So, und wer jetzt noch nicht weiß, was er auf seiner Reise durch Deutschland essen oder trinken soll, dem ist auch nicht mehr zu helfen, oder soll gleich nach England oder Polen reisen. Guten Appetit und Prost!

Monika Wolff, Els Poblets/Alicante, Spanien – März 2021