Tja, Urlaub in der Hochsaison. Wer hätte das gedacht, dass UNS - DAS - mal passieren könnte. Mitten im August. Und dieses Jahr, 2022, war es nicht nur extrem heiß, sondern auch alles, wirklich alles, extrem überlaufen, weil es das erste Jahr war, nachdem europaweit sämtliche Coronamaßnahmen aufgehoben waren. Corona ist zwar noch nicht vorbei, aber wenn es jemanden erwischt, ist es lange nicht mehr so schlimm, wie zu Anfang. Dank der vielen Impfungen.
So! Aber trotz allem stand uns der Sinn nach Urlaub. Und ich glaube, ich habe es schon öfters erwähnt, dass wir genau da wohnen, wo andere Urlaub machen, die teilweise 1000ende von Kilometern hierher anreisen. In unserem eigenen Zuhause haben wir mehrere Palmen, Blühpflanzen und -büsche und sogar einen großen Pool, der gerade in dieser heißen Zeit unentbehrlich ist. Also - was hat uns gefehlt, dass wir trotzdem weg mußten? Ich weiß es nicht! Einerseits war es wohl mal wieder Tapetenwechsel, obwohl wir ja erst vor kurzer Zeit in Frankreich waren, andererseits auch der Drang nach Campingurlaub mit unserem komfortablen und gut ausgestatteten Wohnwagen, mit dem wir gar nicht oft genug unterwegs sein können. Und dann der Hauptgrund: Harald hatte in Facebook eine Gruppe gefunden, die einen Campingplatz bei Alcalá de Xivert vorgestellt hatte. Der Beschreibung nach konnte das genau unser Platz sein, sogar jetzt im Hochsommer. Wir guckten uns also die Lage an und stellten fest, dass dieser Platz nur ca. 230 km von uns in Richtung Norden war. Urlaub im Norden? Na ja, bei der Hitze konnte das nicht verkehrt sein. Ha, ha, Norden, wir sind immer noch in Spanien, und das Wetter ist auch noch dasselbe. Ist uns klar. Also, jetzt mal wieder ernst. Der Platz liegt zwischen Castellon und Peñiscola, etwas landeinwärts, also nicht am Meer. Er wurde angekündigt mit noch vielen freien Stellplätzen. Und nicht nur freie, sondern auch sehr große, ab 120qm aufwärts und ebenfalls große und breite Zufahrten. Außerdem gehören zu jedem Platz Wasser- und Stromanschlüsse, ein Restaurant, großer Pool sowie Hundeplatz. Und das alles noch in einer schönen Landschaft. Das war es aber auch schon, mehr hatte der Platz nicht zu bieten. Das reichte uns für diese Zeit aber auch. Strand haben wir zuhause ja schon und der ist bei uns in dieser Zeit genauso überfüllt wie in ganz Spanien. Also weg vom großen Touristengewimmel. Und dafür klingt dieser Platz doch sehr vielversprechend. Oder?
Am 31. Juli saßen wir im Auto, noch ohne Wohnwagen, um uns den Campingplatz und die Umgebung erstmal anzugucken. Morgens hin, abends zurück. Ca. 35 Grad im Schatten. Sonntagsverkehr, also ohne Lkw‘s, dafür Touristen. Aber was sind schon 230km und das noch mit Klimaanlage. An der Rezeption wurden wir und unser Hund sehr nett begrüßt und konnten uns natürlich selbstverständlich alles in Ruhe angucken. Das Restaurant probierten wir bei einem kleinen Imbiss aus. Das Gelände entpuppte sich wie es beschrieben war. Fazit: am 09. August fuhren wir, diesmal mit Wohnwagen, zum Campingplatz „Los Olivos“ nach Alcalá de Xivert.
Dort angekommen, nach zweieinhalbstündiger Fahrt, wieder sehr nett begrüßt. Wir konnten uns einen Platz unserer Wahl aussuchen. War klar, welchen wir nahmen. Den größten und schönsten natürlich! Und der war auch tatsächlich noch frei! Der, den wir letzten Sonntag bei unserer Besichtigungstour schon im Auge hatten. Ein Platz mit ca. 300 qm und vollem Blick auf das Dorf mit der markanten Kirche, die fast aussieht wie eine Kathedrale und einen 68m hohen Glockenturm hat. Einfach ein Traumblick! Dahinter in voller Breite ein Höhenzug, die Sierra d‘Irta, auf dem die Burg steht, die dem Ort ihren Namen gab, Alcalá de Xivert. Alcalá heißt auf arabisch Burg. Eine maurische Burg also, die später von den Tempelrittern übernommen wurde, nachdem die Moros vertrieben waren. Das also war unser Ausblick für die nächsten 14 Tage. Auf unserem Stellplatz thronten außerdem am hinteren Ende, rechts und links, zwei große, wunderschöne Algarrobos. Dazwischen paßte genau unser Wohnwagen. Zwischen den Algarrobos, also hinter unserem Wohnwagen, stand in der Mitte eine mittelgroße Palme und rechts und links davon blühender Oleander. Das war die hintere Grundstücksgrenze. Unter einem der großen Algarrobos richteten wir uns einen schönen Schattensitz- und Liegeplatz ein, denn wir hatten noch fast die ganzen 14 Tage zwischen 30 und 36 Grad. Wir waren froh, dass wir diesen Schattenplatz hatten und, dass auch unser Wohnwagen eine Klimaanlage hatte. Kurz und bündig: wir hatten wirklich die beste Parzelle auf dem ganzen Platz, eine bessere hätte uns nicht passieren können.
Also, der Wohnwagen war jetzt platziert. Wenn auch mit sehr viel Mühe, da sich das Stützrad, schon ein extra breites, aber trotzdem, mal wieder in den Kies festgefahren hatte. Extra Arbeit, und das noch bei der Hitze. War aber noch nicht das schlimmste. Wir wollten ja noch unser großes Vordach aufbauen. Wäre auch noch nicht so schlimm gewesen, denn wir haben es ja schon einige Male gemacht und haben es immer in ca. einer Stunde geschafft. Aber jetzt hatten wir mit großer Hitze, gefühlte 40 Grad, zu kämpfen, in kurzen Abständen mit heftigen Windböen, und Harald kämpfte außerdem noch mit den Folgen seiner Hüftoperation sowie mit seinem noch nicht operiertem Knie. Das alles brachte Harald an seine momentanen Grenzen. Dadurch, dass die Windböen so heftig waren, konnten wir auch keine Pausen einlegen. Es gab einige Male, wo ich beinahe mit dem ganzen Vorzelt und allen Stangen, welche ich beim Aufbau gehalten habe, komplett abgehoben hätte. Der Schweiß lief uns in Bächen den Körper runter. Aber wir haben es geschafft, wenn es auch fast den ganzen Nachmittag gedauert hat. Harald war danach fix und fertig, denn er hatte die meiste und schwerste Arbeit geleistet. Ich habe nur zum Schluß noch ein paar Heringe eingeklopft. Während ich die letzten Heringe aß, ach nein, einklopfte, lag Harald schon flach und ruhte sich aus. Ich kümmerte mich dann erstmal ausgiebig um unseren 4-Beiner, der in der Zwischenzeit im Schatten geschlafen hatte. Hund müßte man sein. Als ich aber seine Leine zum spazieren gehen holte, war er außer Rand und Band und freute sich wie ein Schneekönig. Es war immer noch sehr heiß, was er dann auch bald merkte. Weshalb der Spaziergang zum Glück relativ kurz ausfiel, was mir auch sehr recht war, denn auch ich war ziemlich geschafft, und wollte danach eigentlich nix, aber auch gar nix mehr machen. Doch als wir vom Spaziergang zurückkamen, stand Harald schon senkrecht und hatte sich wieder aufgerappelt. Er wollte unbedingt noch den großen Teppich auslegen, die Möbel drapieren und noch Abendessen machen. Puh, noch mehr Arbeit, und immer noch Hitze. Und ich dachte wir machen den Rest morgen und Abendessen ein paar Tapas im Platzrestaurant. Aber wir haben noch alles gemacht und geschafft und saßen dann gegen 20:30h völlig fertig aber trotzdem entspannt vor unseren super Bratkartoffeln mit Bratwurst. Danach genossen wir bei einem Glas Wein die grandiose Aussicht auf die beleuchtete Kirche und den Sternenhimmel mit dem aufgehenden Mond. Wow, war das ein Tag!
Am nächsten Morgen, als wir aufstanden, waren wir fertig. Nicht fertig von der Nacht, denn wir hatten sehr gut geschlafen, sondern fertig mit der Arbeit. Wir konnten gleich mit dem Frühstück loslegen, ohne vorher noch etwas zu räumen. Kaum stand der Kaffee auf dem Tisch, schon klingelte das Telefon. Manuela, die die neuesten Urlaubsnachrichten von uns wissen wollte. Kurzes Palaver, dann wieder Konzentration auf unser schönes und 1. Frühstück mit Aussicht. War schon gut, dass wir am vorherigen Abend doch noch den Teppich ausgelegt und andere Kleinigkeiten gemacht hatten. Jetzt konnte der gewohnte Campingalltag beginnen. Die Platzerkundung war in ca. 30 Minuten erledigt, denn bei 100 Stellplätzen konnte man da keine weiten Reisen machen. Es lohnte sich nicht einmal, das Fahrrad dafür in Gang zu bringen. Aber das wußten wir ja vorher, und wir wollten ja auch keinen großen Rummel. Den einzigen Rummel konnte man am Pool erleben. Das war leider gar nichts für uns. Ich fragte mich, wo die vielen Kinder und Erwachsenen alle herkamen, bis ich dann die paar belegten Plätze sah. Auf denen standen nämlich meistens ein bis drei Autos und entweder drei bis vier Zelte oder eher kleinere Wohnwagen und Mobile mit zusätzlichen Zelten. Wenn die Bewohner nicht gerade am Pool waren, tummelten sich dort gefühlte acht bis zwölf Personen rum. Dem entsprechend sahen die Anwesen auch aus. Soviel Durcheinander und Unordnung habe ich selten gesehen. Von der mal wieder wunderschönen Wäsche und Millionen aufgehängten kunterbunten Handtüchern ganz zu schweigen. Aber davon bekamen wir nichts mit, denn an unserem Platz grenzten keine Camper. Wir hatten riesigen Abstand zu unseren englischen Nachbarn, einer rechts, einer links, die feste Häuser mit schönen Grundstücken hatten. Aber auch die großen Parzellen waren so voneinander getrennt, dass man nicht unbedingt Blick auf die nächsten Camper hatte. Nur der Lärm von dem lauten Gequassel hätte auf anderen Stellplätzen eventuell stören können. Aber, wie ich zu Anfang schon sagte, wir hatten ja das schönste und größte Grundstück des ganzen Platzes.
Gegen Spätnachmittag machte ich einen Ausflug mit meinem Fahrrad ins Dorf, zehn Minuten Entfernung vom Campingplatz. Ich suchte natürlich als erstes die spektakuläre Kirche UND fand sie. Den Bahnhof, viele kleinere Geschäfte sowie einen größeren und fast neuen Supermarkt, den Konsum, Friseursalon, zwei moderne Apotheken, eine Ferretería und sogar Polizei sowie Guardia Civil. Der ganze Ort war von Einbahnstraßen gespickt. Außerdem gab es viele Bars und Restaurants, viele kleine Plätze mit Bänken und schattenspendenden Bäumen. Überall war was los. Außer breiten, stadtähnlichen Straßen gab es zusätzlich schmale, mittelalterliche Gassen, in denen man oft arabisch gekleidete Menschen in langen Kitteln und Kopftüchern sehen konnte. Aber so sind viele kleine Altstädte hier, das kenne ich schon aus unserer Gegend z. B. in Gata de Gorgos oder Benissa und vielen anderen Orten. Hat Königin Isabella es doch nicht ganz geschafft alle Moros zu vertreiben oder ermorden zu lassen. Nochmal zurück zur Kirche: die „Eglésia de Sant Joan Baptista“ (Kirche des heiligen Johannes des Täufers). Erbaut von 1736 - 1766, mit einer großen Kuppel und einem bemerkenswerten Barockportal. Den 68m hohen Glockenturm hatte ich zu Anfang ja schon mal erwähnt. Einfach ein spektakuläres Bauwerk für so ein kleines Dorf mit ca.7000 Einwohnern. Zum Vergleich, in Els Poblets, wo wir zuhause sind, leben nur halb soviel Menschen. Und auch das ist immer noch nicht die kleinste Ansiedlung, es gibt Ortschaften in den Bergen mit kaum 100 Einwohnern. So gesehen ist Alcalá de Xivert schon wieder ganz schön groß. Am späten Nachmittag gab es einen erfrischenden Aperitif mit Chips, den wir bei leichtem Wind und immer noch ziemlicher Hitze an unserem schönen Sitzplatz unterm Algarrobo genossen.
Die nächsten Tage machten wir die umliegenden Städte am Meer unsicher. Harald mit Handstock oder Krücken, ich mit Hund, der mich mehr oder weniger durch die Stadt zog. Wenn wir einen Schattenparkplatz ergattern konnten, ließen wir unseren Billy auch mal für gewisse Zeit im Auto sitzen. Wenn nicht, setzte ich Harald mit Hund im Café ab, während ich die Stadt, Promenade und die Geschäfte auf den Kopf stellte und mit jeder Menge Fotos im Handy zurückkam. Manchmal auch mit ein paar neuen Schuhen oder einer leichten Sommerbluse. Diese Städte waren Peñiscola und Alcossebre. Peñiscola ist bestimmt in der Nebensaison eine interessante und schöne Stadt, aber jetzt in der Hochsaison bekamen wir kaum ein Bein an Land. Auf die Altstadt und die Burg haben wir deswegen leider im Moment verzichtet, uns hat die Promenade und die untere Stadt mit ihren „Millionen“ Touristen schon gereicht. Alcossebre ist etwas kleiner und daher nicht ganz so überlaufen. Hat eine noch schönere Promenade und wirkt insgesamt etwas gemütlicher. Diese Stadt haben wir öfters für einen Strand- und Stadtspaziergang besucht, mit Einkehr in einer Eisdiele oder im Restaurant. Peñiscola und Alcossebre wollte ich vom Campingplatz eigentlich mit dem Fahrrad erreichen und erkunden, was aber daran scheiterte, dass die landschaftlich schönen Feldwege und Via de Servicios immer auf die Nationalstraße führten, die nicht überall einen Seitenstreifen hatte, dafür aber gewaltigen und schnellen Verkehr. Das war mir dann doch zu unsicher. Also blieb ich mit dem Fahrrad lieber rund um Alcalá de Xivert durch die verschiedenen Plantagen von Oliven und Mandeln. Verfahren konnte man sich übrigens nicht, denn egal wo man war, der Kirchturm ragte über alles hinaus und war aus allen Himmelsrichtungen zu sehen. Bei diesen Fahrradtouren in der näheren Umgebung durch die verschiedenen Plantagen entdeckte ich einen kleinen See mit Binsen und Lampenputzer. Drum herum führte ein schöner Pfad an dem Ausbuchtungen mit schönen und gepflegten Picknickplätzen waren. Das ganze Seegelände war mit mediterranen Bäumen und Büschen bepflanzt. Gegenüber vom See war ein riesiges Gelände mit einem Casa Rural, einem Landhotel.
Jetzt fehlte eigentlich nur noch die Burg von Alcalá de Xivert. Damit es nicht nur bei dem Ausblick von unserem Stellplatz bleibt, sondern wir wollten sie auch aus der direkten Nähe besichtigen. Kurz vor der Ortseinfahrt ging eine Straße ab, die direkt nach oben zum Castell führte. Die Fahrt war mit 35 Minuten angegeben. Es war eine einspurige Gebirgsstraße, die zu Anfang noch geteert war, aber ohne Seitenbefestigung. Dann änderte sie sich in einen Schotterweg, auf dem man nur in Schrittgeschwindigkeit vorwärts kam. Viele große und kleine, spitze Steine sowie tiefe Rillen und Löcher machten das Vorwärtskommen besonders schwierig. Ausweichmöglichkeiten für eventuell entgegenkommende Autos gab es nur sehr selten. Zum Glück kam uns keiner entgegen. Wir kamen gut und unversehrt oben auf dem schönen Waldparkplatz an. Das letzte kleine Stück mußte man zu Fuß gehen. Es war aber ein schöner Waldpfad. Leider etwas schwierig zu gehen, da er teils steil bergauf ging und viele größere und kleinere Felsblöcke und rausragende Baumwurzeln den Weg behinderten. Für mich kein Problem, denn ich bin solche Wege von meinen diversen Wanderungen gewohnt. Aber für Harald war es eine besondere Herausforderung und dazu noch mit zwei Krücken. Aber ohne hätte er diesen Weg gar nicht geschafft. Das letzte Stück in der Burg habe ich dann alleine besichtigt, denn auch da war das Gelände nichts für Hüft- und Kniegeschädigte. Ich wanderte also alleine weiter und kam mit einem Haufen neuer Fotos und Eindrücke im Gepäck zurück. Wir gingen dann vorsichtig den Waldweg wieder runter zum Parkplatz. Auch die Rückfahrt über Stock und Stein, bei der uns ein Auto entgegen kam, hat gut geklappt. Die Burg stammt übrigens aus dem 12. Jahrhundert, wurde von den Mauren erbaut und ca. 100 Jahre danach von Jaime 1. von Aragón erobert, der dann auch den Ort mit christlichen Einwohnern besiedelte. Soviel dazu. Näheres und genaueres kann man noch im Internet nachlesen.
So, unser Urlaub neigte sich dem Ende zu. Am Montag, den 22. August, packten wir nach dem Frühstück unsere sieben Sachen und fuhren in aller Ruhe gegen Mittag wieder nach Hause. Es waren wieder zwei schöne Wochen und das in der Hochsaison. Wer hätte das gedacht.
Monika Wolff, Ende August 2022